Dabei gab es viel Lob für die Arbeit der Einrichtung und die Ankündigung des Ministers, sich für eine zukunftsfähige und auskömmliche Finanzierung einzusetzen.
"Vielen Dank und großen Respekt, man sieht die Wertegetragenheit Ihres Ansatzes", würdigte Manfred Lucha (Bündnis 90/Grüne) die Arbeit der Leiterin des Heckertstifts, Ruth Syren, und ihres Teams.
Der Politiker kam, begleitet von Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, auf eigenen Wunsch in das Frauen- und Kinderschutzhaus, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Eine Bedarfsanalyse für Baden-Württemberg hatte aufgezeigt, dass es im Land immer noch Regionen gibt, in denen gewaltbetroffene Frauen keine ausreichende Hilfe und Unterstützung finden können. So gibt es im gesamten Rhein-Neckar-Kreis weder eine Beratungsstelle noch ein Frauenhaus. Derzeit werden von der Landesregierung und Vertreterinnen des Frauenhilfesystems verschiedene Konzepte entwickelt, um die Situation zu verbessern.
"Bei euch ist es wirklich toll", zeigte sich Lucha nach einem Rundgang durch das Gebäude, das Platz für 18 Frauen und ihre Kinder bietet, angetan. Doch gibt es immer mal wieder Probleme mit der Finanzierung, wie Ruth Syren berichtete. So würde vom Jobcenter der Tagessatz nicht für jede Personengruppe gezahlt. Dazu gehörten etwa EU-Bürgerinnen, die noch keine Freizügigkeit haben. "Die Frau bekommt dann kein Geld, und wir müssen die Kosten tragen, denn wir weisen niemanden ab."
Eine Veränderung der Bedarfe beobachtet Ruth Syren aufgrund geflüchteter Frauen, die Zuflucht im Heckertstift suchen. Bei ihnen gebe es nicht nur ein Sprachproblem, sondern auch ein Systemverständnisproblem. Oftmals fehlten notwendige Dokumente. In diesen Fällen sei die Bearbeitung der für die Existenzsicherung erforderlichen Anträge sehr zeitintensiv. Zusätzlich müssten viele Frauen zu Ämtern, Ärzten und Beratungsstellen begleitet werden. Immer häufiger werde der Einsatz von Sprachvermittlern erforderlich. "Für diese Kosten muss der Frauenhausträger aufkommen, die Bewohnerinnen haben keine Möglichkeiten, sie aus ihren Leistungen zu bestreiten", erläuterte Syren.
2017 betrug die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Frauen im Heckertstift 122 Tage. Im Vorjahr waren es 80 Tage. Glücklicherweise gebe es in Mannheim keine Zeitbeschränkungen wie andernorts, stellte Ruth Syren fest. Die Gründe für die relativ lange Verweildauer seien in der schwierigen Wohnraumsituation zu suchen, erklärte sie. "Viele Frauen wünschen sich ja, nach Einzug ins Frauenhaus sehr bald in eine eigene Wohnung umziehen zu können." Für Frauen, die vor dem Frauenhausaufenthalt in einer anderen Kommune lebten, stelle sich die Wohnungssuche nochmals schwieriger. "Sie haben keinen Zugang zu Wohnungen der GBG, müssen auf den privaten Wohnungsmarkt ausweichen und dieser ist eng."
Erfreut zeigte sich Manfred Lucha über die Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder- und Jugendlichen, insbesondere das Projekt "Kunstinsel", das 2015 von einer Kunsttherapeutin konzipiert wurde. "Man merkt, dass hier im Umgang mit den Kindern der Wertschätzung sehr viel Bedeutung zugemessen wird", lobte der Minister. Durch die Beschäftigung mit der Kunst sollen die jungen Menschen in einem geschützten Rahmen das Gefühl von Vertrauen und Geborgenheit und zugleich eine Förderung ihrer Kreativität erhalten.
Mit einem positiven Fazit verabschiedete sich Manfred Lucha. Konzeptionell sei das Heckertstift gut aufgestellt. "Jetzt müssen wir die Aufgabe einer zukunftsfähigen, auskömmlichen Finanzierung und Bedarfsbemessung noch besser hinbekommen."