Pressemitteilung
22. November 2012
„Man kann überall gut sterben“
November-Symposium des Fördervereins St. Vincent Hospiz beschäftigt sich mit Orten des Lebensendes
Nicht nur das Hospiz
ist ein guter Ort zum Sterben. Auch im Pflegeheim, in der Notaufnahme und
natürlich im eigenen Zuhause ist ein Sterben in Würde möglich. Das war ein
Ergebnis des diesjährigen November-Symposiums, zu dem der Förderverein St.
Vincent Hospiz am vergangenen Samstag ins Theresienkrankenhaus eingeladen
hatte. „Man kann gut überall gut sterben“, sagte Gerda Graf in ihrem Vortrag „Hospiz
und Altenheim: zwei gute Orte zum Sterben“. Graf ist Ehrenvorsitzende des
Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes und Geschäftsführerin der Wohnanlage
Sophienhof in Niederzier. Die Hospizbewegung schaffe das Vertrauen, dass
Menschen am Ende nicht schlecht zu Tode kämen. Sie lindere das Leiden und
schaue hin, was das Bedürfnis des Leidenden sei. „Wir müssen künftig dafür
sorgen, dass Menschen dort sterben können, wo sie wollen“, sagte Graf.
Die meisten Menschen möchten zu Hause
sterben. Für viele macht dies die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
möglich – ein Angebot, das erst seit wenigen Jahren besteht. Gesetzlich
Versicherte, die eine unheilbare Krankheit haben, bald sterben werden und
besonders aufwändig versorgt werden müssen, können die SAPV in Anspruch nehmen.
Wie Dr. Ingmar Hornke vom PalliativTeam Frankfurt berichtete, können durch SPAV
doppelt so viele Kranke zu Hause sterben. Trotzdem übte Hornke auch Kritik an
der Umsetzung des Konzepts. So gebe es in Deutschland unzählige verschiedene
Verträge, die nicht vergleichbar in Inhalt und Umfang seien, einige Regionen
seien nicht abgedeckt und es gebe keine adäquate Versorgung von Kindern und
Jugendlichen. Und nicht überall, wo SAPV draufstehe, sei
auch SAPV enthalten.
Dass auch in der Notaufnahme Sterben in Würde möglich ist, zeigte Rolf Kirchner, Leiter der zentralen Notfallambulanz im Westpfalzklinikum in Kaiserslautern. Nachdem ein Patient auf dem Weg von der Notfallambulanz zur Station verstorben war, entwickelte das Team ein Konzept zu dem Thema. „Die Bedürfnisse des Patienten haben höchste Priorität“, sagte Kirchner. In dem Konzept verpflichteten sie sich zu einer würdigen Begleitung des Sterbenden, würdiger räumlicher Versorgung und zur Unterstützung der Angehörigen. Dazu gehöre auch Zeit zum Abschiednehmen. „Seitdem gehen wir mit solchen Situationen natürlicher und stressfreier um“, berichtete Kirchner. Über Sterben in der Notfallmedizin informierte Dr. Heiner Krieter, Arzt für Anästhesiologie in Mannheim. Er stellte vor, was ein Notarzt für Sterbende zur Verfügung hat und was nicht. Zum Beispiel hat er Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und Sauerstoff dabei. Was er laut Krieter nicht hat, ist Zeit. Der Notarzt kann also Schmerzen und Atemnot lindern, Angst nehmen und den Patienten in die Klinik einweisen. Er kann nicht gegen den Willen eines Patienten handeln, Rezepte ausstellen, Sterbehilfe leisten oder das Sterben begleiten.
Das Symposium endete mit einem Abschlusspodium, bei dem alle Referenten dem Publikum Rede und Antwort standen. Dabei wurde unter anderem noch einmal die Wichtigkeit von Ehrenamtlichen in der Sterbebegleitung betont. „Die Ehrenamtlichen dürfen nicht an den Rand gedrängt werden“, sagte Gerda Graf. „Ohne das Ehrenamt wäre alles gar nicht möglich.“ (juk)