Caritas-Mitarbeiter Christian Deimel, der die Wohngruppe betreut, führt Gäste durch den Garten.
Die Wohngruppe nimmt Suchtkranke auf, die einen stationären Entzug hinter sich haben und nun vor der Herausforderung stehen, den Alltag mit all seinen Problemen ohne Drogen zu bewältigen.
"Wir haben erlebt, dass es Menschen gibt, die nach der Reha sehr schnell wieder ins alte Fahrwasser geraten", sagt Caritas-Vorstand Dr. Roman Nitsch. "Um diese Lücke in der Suchthilfe zu schließen, haben wir die Nachsorge-Wohngruppe gegründet." Es habe sich gezeigt, dass der Bedarf sogar deutlich über die Kapazität hinausgehe. Deshalb hat der Caritasverband 2014 zusätzlich zu den sieben Plätzen im Agathe-Syren-Haus noch eine zweite Wohngruppe mit vier Plätzen in der Innenstadt eröffnet.
Neben einer zeitlich befristeten Wohnmöglichkeit in einem suchtfreien Umfeld bietet die Nachsorge-Wohngruppe individuelle sozialtherapeutische Betreuung und Gruppengespräche, Unterstützung bei der Arbeits- und Wohnungssuche und vermittelt in weitere Hilfen wie beispielsweise eine Schuldnerberatung.
"Das Agathe-Syren-Haus erfüllt die wichtige Aufgabe, die Ergebnisse einer Suchtrehabilitation nachhaltig zu festigen und in den Alltag zu integrieren", erläutert Gesundheitsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb. "Suchterkrankte sind besondere Mitglieder unserer Gesellschaft, die einer besonderen Betreuung bedürfen." Sie dankte dem Caritasverband für die erfolgreiche Arbeit der vergangenen zehn Jahre.
Menschen kämen zu ihnen "freiwillig-gezwungen, da ihr bisheriges Lebenskonzept gescheitert ist", sagt Thomas Wenz, Leiter der Caritas-Suchtberatung. Eine wichtige Erfahrung sei das Einlassen auf die Gemeinschaft mit unterschiedlichen Menschen. "Ein Mikrokosmos mit einem Ziel: ein zufriedenes Leben ohne Suchtmittel." In den zurückliegenden 10 Jahren haben es 36 ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner zurück in ein selbstbestimmtes Leben mit eigener Wohnung und Arbeitsplatz geschafft. Sie blieben im Schnitt 20 Monate. Aber es sind auch drei Menschen nach ihrer Entlassung gestorben: "Das zeigt sehr deutlich, dass eine Suchterkrankung eine tödliche Krankheit sein kann", so Wenz abschließend.
Ein ehemaliger Bewohner teilte mit den Gästen seine Erfahrung: Vor gerade einmal vier Jahren stand er vor der Tür des Agathe-Syren-Hauses, geschieden, ohne Kontakt zu seiner Familie, arbeits- und wohnungslos, depressiv und alkoholkrank. Heute hat er wieder ein gutes Verhältnis zu seiner Familie, hat eine Arbeit und eine Wohnung mit Garten gefunden. Und: "Ich habe wieder Hoffnung. Es geht mir richtig gut." Der 50-Jährige berichtete, wie er in der Wohngruppe an sich selbst arbeiten musste, gezwungen war, mit anderen Menschen umzugehen, und lernte, Konflikte auszuhalten. "Ich habe gemerkt, dass ich in schwierigen Situationen auch ohne Alkohol und Medikamente auskomme."