Geflüchtete Menschen bringen oft schwere Erfahrungen von Krieg, Verfolgung und Gewalt mit. Diese Erlebnisse führen nicht selten zu Traumata und psychischen Erkrankungen. Gleichzeitig stoßen Betroffene in Deutschland auf lange Wartezeiten und bürokratische Hürden, wenn sie Hilfe suchen. Das neue Psychosoziale Zentrum für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung soll diese Versorgungslücke schließen. Es wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union gefördert. Benannt nach der Schutzheiligen für Ein- und Auswanderer heißt es Francesca Xaviera Cabrini-Center.
Psychosoziale Begleitung und Krisenintervention
Abteilungsleiterin Stefanie Paul (v.r.), Johanna Roth, Leiterin des Cabrini-Centers Mannheim, und Sozialarbeiterin Kateryna Karasova
Im Cabrini-Center finden Geflüchtete eine niederschwellige Anlaufstelle, die psychosoziale Beratung, Krisenintervention, therapeutische Unterstützung, Präventions- und Stabilisierungsangebote vereint. Ein multiprofessionelles Team aus Sozialarbeiterinnen, Therapeutinnen und Fachkräften mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen begleitet die Klientinnen und Klienten und kann teilweise in deren Muttersprache beraten. Bei der Verständigung helfen außerdem Dolmetscherinnen und Dolmetscher. Geschulte Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit - etwa durch Begleitung zu Behörden oder Tandempartnerschaften.
"Wir erleben in Mannheim täglich, wie sehr psychische Belastungen den Integrationsprozess erschweren. Mit dem Cabrini-Center schaffen wir endlich einen Ort, an dem Geflüchtete verlässliche Unterstützung finden", sagt Stefanie Paul, Abteilungsleiterin beim Caritasverband Mannheim.
Dabei geht es nicht darum, eine isolierte Sonderversorgung für Geflüchtete aufzubauen: Ziel des Zentrums ist, die Betroffenen in das bestehende Regelversorgungssystem einzubinden. "Wir wenden uns mit diesem Ansatz gegen eine diskriminierende und integrationshinderliche parallele Geflüchteten-Versorgung", sagt Johanna Roth vom Caritasverband Mannheim, die den Mannheimer Standort leitet.
So ist die Hilfe bei der Kontaktaufnahme zu Psychotherapeuten bzw. Therapeutinnen sowie die Terminvereinbarung eine wichtige Unterstützungsleistung des Zentrums. "Die Hürde, selbst Kontakt aufzunehmen, ist aufgrund der psychischen Verfassung und geringer Deutschkenntnisse für die Betroffenen sehr hoch", erklärt Johanna Roth.
Erfahrungsaustausch durch regionale Kooperation
Die Entstehung des Psychosozialen Zentrums ist Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der beiden Caritasverbände. Bereits seit 2021 gab es regelmäßige Treffen. Durch den Schulterschluss werden Erfahrungen gebündelt, Synergien genutzt und eine überregionale Vernetzung ermöglicht.
"Seit vielen Jahren sehen wir im Ortenaukreis einen großen Bedarf an psychosozialer Unterstützung für Geflüchtete. Deshalb ist es uns sehr wichtig, hier etwas zu bewegen. Durch die Kooperation können wir ein starkes, tragfähiges Angebot schaffen, das zur Chancengleichheit beiträgt", sagt Andreas Hillebrandt, Fachbereichsleiter für die Beratenden Dienste beim Caritasverband Vordere Ortenau.
Geplant ist eine intensive Vernetzung mit Ärztinnen und Ärzten, Therapeutinnen und Therapeuten, Fachberatungsstellen, Jugendämtern und Migrantenorganisationen. Durch Fortbildungen und Austausch sollen Barrieren abgebaut und der Zugang zu Hilfen langfristig erleichtert werden.
Das Zentrum wird zunächst für drei Jahre durch den EU-Fonds gefördert. In diesem Zeitraum sollen rund 700 Geflüchtete beraten und begleitet werden. Hinzu kommen Schulungen, Veranstaltungen und Netzwerkarbeit, durch die Fachkräfte, Ehrenamtliche und Multiplikatoren erreicht werden. (juk)
Kontaktdaten Francesca Xaviera Cabrini-Center:
Standort Mannheim
E 2, 1-3
68159 Mannheim
E-Mail: cabrini@caritas-mannheim.de
Standort Achern (Landkreis Ortenau)
Hauptstr. 70
77855 Achern
E-Mail: cabrini@caritasvorort.de