Chefredakteur Steve Schrader und Kai Tybussek von der Curacon Weidlich Rechtsanwaltsgesellschaft, die Preis unterstützt, haben die Auszeichnung dem Caritasverband Mannheim am 22. November übergeben. Der Verband hat das Caritas-Zentrum im Stadtteil Waldhof mit einer Investition von rund 18 Millionen Euro gebaut und im Sommer 2015 eröffnet.
Das Besondere an dem Neubau ist, dass er vielfältige Hilfen für Senioren unter einem Dach bündelt. So gibt es 40 barrierefreie Wohnungen, ein Pflegeheim mit 50 Plätzen, eine Tagespflege mit 18 Plätzen, eine Sozialstation für ambulante Pflege, ein Hospiz mit acht Plätzen, eine Sozialberatung, Seniorenberatung und ein Restaurant, das als Integrationsbetrieb geführt wird. Auch der Bürgerservice der Stadt Mannheim und eine Ergotherapiepraxis sind das Gebäude gezogen. Darüber hinaus hat das Haus eine eigene Kapelle und einen Konvent der Franziskanerinnen. "Diese Mischung ist unseres Wissens einzigartig in Deutschland", so Regina Hertlein, Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Mannheim.
"Das Zentrum bietet ein perfektes Zusammenspiel der verschiedenen Hilfen und sollte Vorbildcharakter in Deutschland haben", sagte Steve Schrader, Chefredakteur der Zeitschrift Altenheim, bei der Preisverleihung. "Seit Jahren fordert die Fachwelt die Auflösungen der starren Sektorengrenzen im SGB XI zwischen ambulant, stationär und teilstationär, um so die Vernetzung der verschiedenen Angebote besser zu ermöglichen. Auf Seiten der Politik hat sich da aber bisher nur wenig getan. Daran ändern auch die Pflegestärkungsgesetze I bis III nur wenig." Das Caritas-Zentrum St. Franziskus zeige, dass die Praxis der Politik manchmal einen großen Schritt voraus sein könne. Kai Tybussek von Curacon ergänzte, er sei davon überzeugt, dass das besondere altersunabhängige Konzept mit verschiedenen Nutzungsarten helfe, Berührungsängste abzubauen und als gutes Vorbild für Zusammenleben unter einem Dach diene.
"Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und fühlen uns einmal wieder darin bestätigt, dass wir dieses neue Konzept verwirklicht haben - mit allen Chancen und Risiken, die so ein Großprojekt mit sich bringt", sagte Caritas-Vorsitzende Regina Hertlein. "Wir werden eine Gesellschaft, die zunehmend unterschiedliche Versorgungsformen für Senioren braucht." Gleichzeitig sei sie fest überzeugt, dass auch weiterhin stationäre Pflegeeinrichtungen gebraucht werden, die gut in den Stadtteil eingebunden sind. "Für manche Menschen ist das Heim, in dem Begegnung und Teilhabe stattfindet, das deutliche inklusivere Angebot - vor allem, wenn sie unter Vereinsamung leiden."
Sie sei aber besorgt über die gesetzliche Entwicklung, die Menschen mit weniger Pflegebedarf hohe finanzielle Anreize bietet, zu Hause zu bleiben. "Ich möchte nicht, dass wir zu Ablegern von Krankenhäusern werden", so Hertlein. "Unsere Heime leben von einer Durchmischung. Wenn dort nur noch schwerstpflegebedürftige Menschen wohnen, sind beliebte Aktivitäten wie gemeinsames Kochen oder Ausflüge kaum mehr möglich."