Die Besucherinnen aus Warschau und ihre deutschen Kolleginnen aus dem Maria-Scherer-Haus: Pflegedienstleiterin Katja Windisch (v.l.), Wohnbereichsleiterin Agnes Kulessa, Barbara Czarnocka, stellv. Direktorin von Caritas Warschau, Anna Dabkowska, Bozena Rymer, Wohnbereichsleiterin Edith Kunkol, Kataryna Kubaszewska, Bozena Szuleka und Heimleiterin Snezana Manojlovic.
Aktivierende und ganzheitliche Pflege ist eins der Beispiele, die der Gruppe aus Polen in den Caritas-Pflegeheimen gefallen. Vier Tage sind die fünf Mitarbeiterinnen von Caritas Warschau in Mannheim zu Besuch, lernen verschiedene Heime und das Hospiz kennen, hospitieren in der Pflege und informieren sich über organisatorische Abläufe und Pflege-Konzepte.
Dieser Besuch im März 2016 ist nicht der erste: Seit 2012 kooperiert der Caritasverband Mannheim mit der Caritas in Warschau, vier Mal war eine Gruppe von Mitarbeitern aus Mannheim dort, zwei Mal kamen Warschauer hierher. Ihr Direktor Zbigniew Zembruski und der Abteilungsleiter Andrzej Czarnocki waren ebenfalls in Mannheim, letzterer mehrmals, und haben die verschiedenen Einrichtungen der Caritas kennengelernt. Es geht darum, sich über die Ländergrenzen hinweg auszutauschen und voneinander zu lernen. Den Schwerpunkt bildet dabei das Thema Pflege.
Ebenso wie die Mannheimer Caritas betreibt der Verband in Warschau - neben anderen Hilfsprojekten - eine Pflegeeinrichtung und ein Hospiz. Über die Hospizarbeit kam 2011 der Kontakt zum Förderverein St. Vincent Hospiz zustande, dem mehrere gegenseitige Besuche folgten. Auch Spenden sind schon von Mannheim nach Warschau geflossen: ein Neun-Sitzer-Bus, Rollstühle und Rollatoren. Darüber hinaus haben Mitarbeiter des Caritasverbands Mannheim seit 2013 jedes Jahr Weihnachtstüten für polnische Kinder aus sozial schwachen Familien gepackt, die der Warschauer Verband betreut.
Das Pflegeheim von Caritas Warschau ist allerdings sehr viel medizinischer ausgerichtet, nimmt vor allem Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt auf, so dass dort auch sehr viele jüngere Menschen leben. Demzufolge wollen die polnischen Kolleginnen vor allem den Bereich Lebensqualität bei sich ausbauen: mehr Beschäftigungsangebote, dabei stärker eingehen auf die Wünsche der Bewohner, einen Raum der Stille im Hospiz, schöne Gestaltung der öffentlichen Räume, so dass sich die Menschen eher wie zu Hause fühlen. "Nicht die Krankheit sollte im Vordergrund stehen, sondern der Mensch", sagt Barbara Czarnocka, Pflegeheimleiterin und stellvertretende Direktorin von Caritas Warschau. Schließlich sei auch für viele ihrer Bewohner das Heim die letzte Lebensstation. Auch vom System der Dokumentation und der Medikamentenverteilung nehmen sie sich Anregungen mit.
Snezana Manojlovic, Heimleiterin des Maria-Scherer-Hauses, war bei einem der Besuche in Warschau mit dabei und hat dort drei Tage lang Mitarbeiterinnen in der Pflege begleitet. Zum Schluss gab es ein Gespräch mit der Leitung über ihre Beobachtungen. Außerdem hielt sie einen Vortrag über die Abläufe und Tätigkeiten in der Pflege in Deutschland. "Als kollegialer Austausch hat es mir sehr gut gefallen", sagt sie. "Und unsere Gastgeber haben sich rührend um uns gekümmert."
Auch Gabriela Crisand, bei der Mannheimer Caritas zuständig für das Fundraising, ist zwei Mal mitgefahren. Sie begleitete Ehrenamtliche im Pflegeheim, lernte ein Projekt zur Beschäftigung von Strafgefangenen kennen und den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. Zusammen mit einer Kollegin beriet sie die Warschauer zu den Themen Wohnungslosenhilfe und Flüchtlingshilfe. "Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die Offenheit uns gegenüber und die unglaubliche Gastfreundschaft. Dadurch kam es zu einem intensiven Austausch", erzählt sie. Die Hospitationen der Mannheimer wurden vom Programm Erasmus+ gefördert.
Als nächstes ist ein weiterer Besuch von Caritas Warschau geplant: Vier Mitarbeiter kommen im Mai dieses Jahres, um die Wohnungslosenhilfe und die Flüchtlingsarbeit der Mannheimer Caritas intensiver kennenzulernen.