Das ist die Erfahrung von Caritas-Mitarbeiterin Ruth Heimann, die Schuldenpräventionsveranstaltungen in Schulen anbietet: "Aus jeder Klasse sind durchschnittlich zwei bis drei Schüler überschuldet. Viele sind nicht in der Lage, mit ihren geringen Einkünften auszukommen." Die Schuldenhöhe beginnt bei einigen hundert Euro, kann aber auch mehrere Tausend Euro bis in den fünfstelligen Bereich hinein betragen.
Die Nachfrage nach Schuldenprävention ist insbesondere an Berufsschulen hoch. Das Angebot des Caritasverbands Mannheim gibt es seit zehn Jahren. 2015 nahmen 234 Schülerinnen und Schüler daran teil, mehr als die Hälfte hatte einen Migrationshintergrund. Ruth Heimann bespricht mit ihnen typische Schuldenfallen wie Handyverträge und Kredite, was eine eigene Wohnung und ein Auto kosten, was es bei Onlinebestellungen zu beachten gibt. "Wenn ich erst mal angefangen habe, sind die Schüler sehr interessiert", berichtet sie.
In die Schuldnerberatung kommen die jungen Menschen aber meistens erst, wenn sie finanziell auf eigenen Beinen stehen müssen, ohne Hilfe von Familie oder Freunden, oder wenn sie selbst Eltern werden. So waren 2015 die meisten Klienten in der Caritas-Schuldnerberatung zwischen 21 und 30 Jahre alt. Die "Soziale Beratung für Schuldner", wie sie offiziell heißt, hilft seit 23 Jahren und verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz - nicht nur die Finanzen, sondern die gesamte Lebenssituation des Menschen wird betrachtet. Bei Bedarf können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das Caritas-Netzwerk zurückgreifen, beispielsweise die Suchtberatung. 2015 haben sie insgesamt 602 Menschen beraten und 181 entschuldet.
Ein großes Problem sehen die Beraterinnen in Dispositionskrediten, die Banken selbst Menschen mit geringem Einkommen einräumen. "Der Dispokredit ist der Einstieg in die Schuldenspirale", sagt Ursula Saalmüller, Leiterin der Schuldnerberatung. Auch würden sich die Menschen viel zu lange durchlavieren und zu spät professionelle Hilfe suchen - wenn der Vermieter die Wohnung kündigt oder der Strom abgestellt werden soll. Zu groß ist die Scham.
Oft wird die Schuldnerberatung auch von Ausbildern oder Betriebsräten kontaktiert, die bemerkt haben, dass ein Auszubildender oder Mitarbeiter finanzielle Probleme hat. "Die Sorgen schlagen sich oft psychisch nieder, die Menschen schlafen schlecht, können sich nicht konzentrieren", so Saalmüller. Dann hilft die Beratung dabei, den Arbeitsplatz zu erhalten - 2015 war dies bei 55 Klienten der Fall. Aber: Die Stadt Mannheim übernimmt die Kosten für die Beratung lediglich für Menschen, die Sozialleistungen beziehen. Erwerbstätige müssen diese selbst zahlen. Trotzdem konnte die Caritas-Schuldnerberatung 2015 insgesamt 118 Erwerbstätigen helfen. Möglich ist das durch die Unterstützung von drei Ehrenamtlichen.
Darüber hinaus verfügt der Caritasverband Mannheim über drei Entschuldungsfonds, die insbesondere Pfändungen vermeiden sollen: einen Entschuldungsfonds für junge Menschen bis 25 Jahre, der mit Unterstützung der Firma Fuchs Petrolub eingerichtet wurde, einen Fonds für Menschen, deren Arbeitsplatz gefährdet ist, und einen Fonds für Hartz-IV-Empfänger in Zusammenarbeit mit der Mannheimer Notgemeinschaft. Damit werden zinslose Darlehen vergeben.
Für ihre Arbeit erhält die Schuldnerberatung von ihren Klienten gute Noten: Bei einer Befragung im Jahr 2015 gaben 98 Prozent an, sie seien mit der Beratung zufrieden gewesen. 93 Prozent würden die Beratungsstelle weiterempfehlen.