Das ist ein Fazit der drei Wohlfahrtsverbände AWO, Caritas und Diakonie aus ihrer Arbeit in den Flüchtlingsunterkünften. Die drei Verbände sind mit der so genannten unabhängigen Sozial- und Verfahrensberatung beauftragt, Caritas und Diakonie in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in der Neckarstadt, alle drei in der Bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) in den Spinelli Barracks in Feudenheim. Anlässlich des Weltflüchtlingstags der Vereinten Nationen am 20. Juni zogen sie Bilanz.
Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur mehr als 500 Beratungsgespräche pro Monat geführt, sondern auch mit diversen Aktionen die Flüchtlinge und die Nachbarschaft in Verbindung gebracht. Es gab Runde Tische mit den Anwohnern und den Kirchengemeinden, Stadtteilspaziergänge, Begegnungscafés, Beteiligung an Festen wie der Meile der Religionen oder der Reinigungswoche "Putz' Deine Stadt raus!" und vieles mehr. Die Polizei hielt mehrere Infoveranstaltungen ab, in denen die Flüchtlinge über ihre Rechte und Pflichten, die Rolle der Polizei und den Ablauf eines Strafverfahrens informiert wurden. Denn das deutsche Rechtssystem ist den meisten unbekannt, und viele haben in ihren Heimatländern schlechte Erfahrungen mit staatlicher Gewalt gemacht.
Ehrenamtliche gaben Sprachkurse, machten diverse Freizeitangebote, veranstalteten Begegnungs-Cafés, dolmetschten, stellten eine Kleiderkammer auf die Beine und sehr viel mehr. Besonders wichtig für die LEA-und BEA-Bewohner waren die Deutschkurse vor Ort, an denen auch viele Frauen teilnehmen konnten, da ihre Kinder zeitgleich betreut wurden, ebenfalls von Ehrenamtlichen.
"Die Anwohner und die Flüchtlinge sind miteinander in Kontakt gekommen, und bei Problemen standen unsere Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung. Dadurch wurden Spannungen abgebaut und Konflikte gelöst", sagt Sigrid Kemptner, Abteilungsleiterin beim Caritasverband Mannheim.
Darüber hinaus unterstützten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders schutzbedürftige Flüchtlinge wie Schwangere, Alleinerziehende und psychisch Kranke. Für Frauen wurden Infoveranstaltungen zum Schutz vor Gewalt abgehalten. Darin ging es unter anderem um ihre Rechte und Unterstützungsangebote in der Stadt. In der BEA fanden auch Frauentreffs statt.
Für die Zukunft stehen in Mannheim zwei Möglichkeiten der Unterbringung von Flüchtlingen zur Diskussion: einmal die Einrichtung eines zentralen Ankunftszentrums, in dem die Menschen nur kurz untergebracht werden, bevor sie weiterverteilt werden. Zweitens die so genannte Anschlussunterbringung, das heißt, die Menschen bleiben in Mannheim und sollen sich hier integrieren.
AWO, Caritas und Diakonie halten die zweite Variante für die bessere Lösung. "Die hier bereits vorhandene Infrastruktur für Migranten erleichtert die Integration und hilft beispielsweise, die Strukturen eines demokratischen Landes zu verstehen", erläutert Angelika Weinkötz, Vorstand des AWO-Kreisverbands. Hinzu kommt laut Weinkötz, dass sich die Mannheimer Verbände durch ein breit gefächertes Angebot und Spezialwissen auszeichnen, die zu einer guten Integration beitragen.
Hierzu zählen beispielsweise die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, mit der alle drei Träger beauftragt sind, der interkulturelle Lotsendienst der AWO, die Mannheimer Integrationsbegleiter und Kulturdolmetscher des Caritasverbands und die kirchliche Fachberatung des Diakonischen Werks.
"Auch für die Stadt selbst sehen wir viele Vorteile", sagt Matthias Weber, Geschäftsführer des Diakonischen Werks. Zum Beispiel gebe es in vielen Berufen einen Mangel an Fachkräften. "Gerade dafür lässt sich aus diesem Kreis dringend benötigtes Fachpersonal rekrutieren. Wenn die Flüchtlinge hier nur ankommen, aber nicht bleiben, wird eine große Chance für den Arbeitsmarkt vergeben." Im Bereich der Pflege seien bereits erste Qualifizierungsmaßnahmen erfolgreich angelaufen.
Wie auch immer es weitergeht: Ihre erfolgreiche Zusammenarbeit möchten die drei Wohlfahrtsverbände fortsetzen.