Es war die erste von drei Veranstaltungen, die der Wohlfahrtsverband aus Anlass der EU-Wahl in diesem Jahr abhält. "Es ist eine Aufgabe von Caritas, Solidarität zu stiften", erklärte Vorstandsvorsitzende Regina Hertlein in ihrer Begrüßung.
Von seinen Erfahrungen in französischer Gefangenschaft mit damals gerade 15 Jahren berichtete der frühere Sozialamtsleiter Helmut Graf. An eine Odyssee durchs Land, Beschimpfungen, Hunger, Kälte und das Gefühl der Verlassenheit: "Kein Mensch hat mehr an uns gedacht." Später dann Glück im Unglück: Er wurde einer französischen Familie zugeteilt, die ihn wie einen Sohn behandelt habe. Noch heute hat er Kontakt zu einem Bekannten aus der Zeit.
Dekan Karl Jung widmete sich der Rede von Papst Franziskus vor dem Europäischen Parlament im Jahr 2014. Dieser sah bereits damals einiges kritisch: Einsamkeit sei eine verbreitete Krankheit in Europa, insbesondere von Älteren, Armen und Migranten. Er prangerte Gleichgültigkeit, eine Wegwerfkultur und Konsumismus an und setzte dagegen die Menschenwürde.
Caritas-Abteilungsleiterin Stefanie Paul berichtete von der Kooperation des Caritasverbands Mannheim mit Caritas Warschau. Seit 2012 finden regelmäßige Besuche statt, gefördert durch EU-Mittel. Jedes Jahr fahren vier bis sechs Kolleginnen aus Mannheim nach Warschau, insgesamt 20 Mitarbeiter von dort waren hier zu Besuch. "Manche Themen haben wir am Anfang wohlweislich beiseitegelassen", erzählte Stefanie Paul. Die Gespräche seien erst förmlich und höflich gewesen, nach und nach aber entspannter geworden, und es wurde immer mehr gelacht. "Wir haben gelernt, dass wir alle Grenzen in unseren Köpfen haben. Wir müssen diese Grenzen überschreiten, mit Vorurteilen aufräumen und uns selbst eines Besseren belehren."
Die nächste Veranstaltung zur EU-Wahl ist ein Abend mit Zeitzeugen des Vertrags von Maastricht am 15. März, 19 Uhr, im Haus der Caritas, B 5, 19a.